Was ist und wem nützt Situationsdynamik?

 

1. Entstehung und Definition

1.1 Wurzeln

1.1.1 Das Interesse an Situationsdynamik ist das Interesse an humaneren Lebensmöglichkeiten. Humane Lebensmöglichkeiten erfordern humane Lebensformen und humane Lebensinhalte. Lebensformen und -inhalte, die derzeit vorgefunden werden, sind zum Teil nicht human. Daher entsteht das Interesse an deren Veränderung oder an deren alternativer Gestaltung durch agogische oder organisatorische Maßnahmen. 

1.1.1.1 Christliche Hintergründe, etwa zu Zeiten des Konzils, christliche Jugend- und Bildungsarbeit, auch Verbandsarbeit, bilden einen ersten Boden, auf dem die Grundüberlegungen gedeihen konnten. 

1.1.1.2 Emanzipatorische Hintergründe kamen hinzu. Es war die Zeit der Studentenbewegung, der entstehenden Emanzipationsbewegungen und der Alternativbewegung. 

1.1.2 In verschiedenen Gruppen wurde dies erörtert, ausprobiert und reflektiert. 

1.1.2.1 Das Unbehagen am traditionellen Engagement bei parteigebundenen Jugendorganisationen, insbesondere den Jusos, und das Engagement für die Errichtung eines Jugendhauses in Saarlouis, wo wir uns fragten, welche Arbeitsinhalte und Angebote solch ein Jugendzentrum haben müßte, führte zur Gründung des "Akallef", eines Arbeitskreises für alternative Lebensformen. In der "Wohngemeinschaft in der Neustraße" versuchten wir diese Anstöße einerseits und andererseits die Erfahrungen in der studentischen Politik an der Universität Saarbrücken praktisch auszuprobieren. 

1.1.2.2 Später verschob sich das gesamte Ideenfeld vom studentischen und politischen zum professionellen Bereich. Das IAEL (Institut für alternative Erwachsenenbildung und Lebensformen e.V.) entstand und endlich die DGSD (Deutsche Gesellschaft für Situationsdynamik e.V.) und ihre Untergliederungen und Ausbildungsgänge. Die Dynamik des IAEL war und ist für die persönliche Entwicklung wichtig.  

1.1.2.3 Gleichzeitig stellte sich in diesem Feld heraus, daß es zu klar analysierbaren Übertragungen und damit zu einem gegenseitigen Dienstleistungsfeld gekommen ist, das unsere unbewußten Bedürfnisse zum großen Teil verwaltet. In Ausbildungsgängen entstehen immer neue Fragen und Herausforderungen durch neue Konzepte. 

1.1.3 In verschiedenen theoretischen Einzelarbeiten und praktischen Individualexperimenten wurden diese Ansätze weitergeführt und vertieft. Hierzu gehören meine beiden Manuskripte über "Soziologie der Alternativen Lebensformen" mit der Entdeckung des speziellen Alltagsbegriffs und die "Alltagsbezogene Agogik" als dem Gegenbegriff zum routinebesetzten Alltag. Zu den individuelen Experimenten gehören die Phasen des Ausprobierens, welche Lebensform für die Zeit nach dem Ende des Studiums und in späteren biographischen Abschnitten möglich ist. 

1.2 Entwicklung

1.2.1 Gruppendynamik - Auseinandersetzung
Während der Ausbildung zum Gruppendynamik-Trainer von Ursula Geißner und mir kam es zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen uns, aber auch zwischen mir und den Teilnehmern und Leitern der Ausbildungsinstitution ÖGGG (damalige Bezeichnung für die Österreichische Gesellschaft für Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie e.V.) über Konzeption, Anspruch und Wirklichkeit der Gruppendynamik. Streitpunkt war: kann die Gruppendynamik den Anspruch erheben, das HierUndJetzt der Menschen aus der Beziehungsfrage heraus umfassend zu klären/ zu erklären. Meine Antwort seit Frühsommer 1984 war: Nein. Die Beziehungsebene und ihre bewußte und sowie unbewußte Dynamik ist nur eine der mehreren nötigen Erklärungsebenen.  

1.2.2 Za-Zen
Modern wurde Mitte der 70er-Jahre das Meditieren. In der Form des Za-Zen lernte ich es seit 1971 bei Günter Remmert kennen. Es ist dies eine wesentliche Bereicherung des Gedankenweges geworden, der zur Situationsdynamik geführt hat. Die Bedeutung des HierUndJetzt wurde klar und das Defizit, das unsere westliche Kultur erzeugt: überall sind wir mit dem Bewußtsein, aber nicht im HierUndJetzt. Neben dem Zen war die Eutonie hierbei Impulsgebend (Scharing). Dennoch kann Zen und Eutonie ebensowenig wie die Gruppendynamik eine umfassende Antwort geben auf die komplexe Dynamik der westlichen Welt, die für uns immer im HierUndJetzt abläuft. 

1.2.3 Politik
Ziele, Formen, Analysen und Anliegen der Politik haben sich seit Ende der 60er-Jahre stark gewandelt. Es kam zu zeitweise unpolitischen Zuständen, Tendenzen zum Rückzug ins Privatleben. Dem kann ich nicht folgen. Mein eigener Rückzug aus öffentlicher Wirksamkeit heraus ist für mich eine Quelle des Unbehagens. Situationsdynamik erhebt daher weiterhin und zentral den Anspruch, nicht nur ein HierUndJetzt erklärbar und lebbar zu machen, sondern dadurch die Gesellschaft und die Welt zu erkennen, zu erklären, zu verstehen, zu be-greifen und zu be-handeln, auch zu verändern und zu verbessern. 

1.2.4 HierUndJetzt
Der Begriff setzt bereits das Denken in Raum und Zeit voraus. Es ist dies ein "kantischer" Begriff. Er hat seinen speziellen Sitz in der philosophischen Tradition, ist aber mit unserem Alltagsdenken so verbunden, daß er als selbstverständlich erscheinen könnte. Dies "darf" nicht sein. Situationsdynamik geht kritisch mit dem HierUndJetzt um. 

1.2.5 Situation
Nicht festgelegt auf einen Begriff wie den des HierUndJetzt bezeichnet die Situation erst einmal das, was damit gemeint war, noch vor dessen kantischer Ordnungsbrille. "Was ist los?" "Was ist denn?" - Das könnten die unbestimmt klingenden Fragen sein, mit denen man starten sollte. Es gibt hier die Unterscheidung zwischen der Lage als der objektiven Seite der Situation und Befinden als der subjektiven. Situation ist der Überbegriff hierzu, der aber nicht von der sauberen Trennung dieser beiden Seiten ausgehen darf. 

1.3 Begriff

SD hat zwei Seiten. Eine theoretische und eine praktische. 

1.3.1 Situationsdynamik als Theoriemodell
Als Theoriemodell will SD an der Frage arbeiten: Kann man die Welt "rekonstruieren" aus der Tatsache, daß wir sie immer (nur) aus einer bestimmten Lage, einem bestimmten Blickwinkel heraus betrachten und behandeln können?  

1.3.2 Situationsdynamik als agogisches Modell
Als agogisches Modell will SD an der Frage arbeiten: wie muß der Lehr-Lernprozeß und sein Umfeld organisiert werden, damit die Ganzheit dessen, was das HierUndJetzt bereits vorstrukturiert, erhalten bleibt, aber auch handhabbar gemacht werden kann. 

1.4 Programm

Situationsdynamik ist der Versuch, praktisch und theoretisch das zu erforschen und agogisch zu behandeln, was wir leben: das in der Gegenwart als Vermittlung von Vergangenheit und Zukunft sich ereignende Leben, die in der Nähe sich konzentrierende Welt. All das ist kein Zustand, sondern ein Prozeß mit dessen Elementen. Dies soll Dynamik heißen. Dieses Feld ist überkomplex, d.h. nicht für ein einzelnes Bewußtsein und vielleicht gar nicht für das gesamte situative Bewußtsein erfaßbar, sondern erst aus der DortUndDann-Lage verstehbar. 



2. Abgrenzungen zu ähnlichen Ansätzen

2.1 TZI
Die Themenzentrierte Interaktion teilt das HierUndJetzt ähnlich auf. Jedoch kann sie nicht die therapeutische Regression außer acht lassen, die ihr immanent ist. In deren Ich ist der Leib nicht wichtig. In deren Wir ist noch ununterschieden die Beziehungsebene und die intentionale Ebene enthalten. Die Aufgabe ist nicht genau die Sachlogik. 

2.2 Gruppendynamische Pädagogik
Die gruppendynamisch orientierte Pädagogik zielt auf ein richtiges: nämlich den Einbezug der Dynamik der Beziehungen in den Vermittlungsprozeß. Methodisch und handlungsbezogen stellt sie jedoch keinen Fortschritt dar. 

2.3 Teilnehmerorientierung
Modern war vor einigen Jahren die Teilnehmerorientierung. Es gelang ihr nicht, sich aus dem Geruch der Banalität zu befreien: auf wen soll denn Pädagogik sonst orientiert sein, wenn nicht auf Teilnehmer? Vielleicht spiegelte sich nur der enger werdende Markt in der Erwachsenenbildung darin wieder. Lehrreich ist diese Phase dennoch gewesen: als Beispiel für das "Abfahren" von Pädagogen auf Moden. Ein ähnliches geschah in der Mode der Alltagsorientierung. 

2.4 Ganzheitliche Pädagogik
Die Reaktion auf zielgerichtete Qualifikationsbemühungen in der Pädagogik war der Ansatz der Ganzheitlichkeit. Es geht um Kritik und Relativierung der Arbeitsteiligkeit, der Spezialisierung und damit der Entfremdung, an deren Verstärkung Pädagogik mitwerkelt. Hierin liegt ihre Wahrheit. Aber sie stellt keine Methoden, sondern "nur" geisteswissenschaftliches Rüstzeug zur Verfügung. Unter ihrem Danach wurde fröhlich weiter gearbeitet wie zuvor. 

2.5 Voneinander lernen
SD geht davon aus, daß alle diese und ähnliche Ansätze voneinander lernen können. Sie verurteilt nicht das Experimentieren und das Arbeiten mit Unfertigem. Tut sie es doch selbst ebenso. Es kann kein fertiges agogisches Konzept geben, auch die Konzepte sind im Fluß der jeweiligen alternativen Veränderungen lebendig. 



3. Die Interventionsebenen

SD arbeitet im praktisch-agogischen Teil mit vier Aspekten der Situation, auf denen die wichtigen Interventionen angesiedelt sind. Intervention wird verstanden als ein entscheidender Eingriff in ein Feld oder einen Prozeß. Interventionen machen agogisches Handeln aus. 

3.1 Der Einzelmensch - Individuum und Existenz
Es gibt den Einzelmenschen, das Individuum "leibhaftig". Bei aller Diskussion über Abhängigkeiten und Entstehung sowie Entwicklung des Menschen ist eines deutlich: körperlich sind die einzelnen Menschen voneinander unterscheidbar. Zu humaneren Lebensweisen gehört es, diese Unterscheidung nicht zu negieren. Die Hauptintervention ist hier das Bewußtmachen der Überschneidungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese drei verhalten sich zueinander in einem Ablauf pulsierender Kontinuität. 

3.2 Die Gruppe - Macht, Nähe, Solidarität
Weder beginnt noch lebt der Mensch ganzu alleine "leibhaftig" Vielleicht ist alleine der Tod die Reduktion auf diesen Bereich, aber selbst dies wage ich nicht fest zu behaupten. Es gilt hier, das Bewußtsein fester Grenzen des Ich infragezustellen. Hier zeigt sich - zusammen mit den überlegungen aus dem Leibaspekt - ein Widerspruch: einerseits verliert unsere Kultur das Konstituens des Einzelmenschen den Leib, andererseits versteift sie sich auf die "Grenzen" des eigenen Bereichs, der eigenen Persönlichkeit. Das "leere Eins" Hegels zeigt sich in neuer Gestalt. Die Hauptintervention ist hier, mit Nähe-Distanz, Über- und Unterordnung und Zu- und Abwendung umgehen zu lernen, Selbst- und Fremdbild miteinander zu vergleichen und die Logik dieser Prozesse (z.B. nach dem Dependenzmodell) zu erleben. 

3.3 Die Rhetorische Kommunikation - intentionale Ebene
Gemeinsam leben Menschen in Institutionen, die Ziele und Werte vorgeben. Es ist daher von vorneherein nicht möglich, auf den intentionalen Aspekt der Situation zu verzichten. Der intentionale Aspekt strukturiert die situative Praxis, sei sie nun politisch, sachlich, beziehungsbetont oder therapeutisch zentriert. Hier setzt die Frage nach menschlicher Kommunikation an. Die Hauptintervention ist hier, aus einer Gruppe ein arbeitsfähiges Team zu machen. Hierfür ist es nötig, gemeinsame Ziele und Aufgaben, Perspektiven und Entwürfe erarbeiten zu können. Verschiedene Interessen vereinigen oder trennen sich dabei.  

3.4 Die Sachdynamik - Objektivität
"Ein Stuhl ist ein Stuhl." Damit kann man sich nicht zufriedengeben. Diese Art platter Verdinglichung führt zu nichts. Soll die Arbeit mit den Dingen dieser Welt zu etwas führen, so ist es nötig, den Produkt- und damit Prozeßcharakter zu betonen und nicht die Ergebnisse um sich herumzustellen und zu benutzen. Dies ist hier die Hauptintervention: Wissen, auch Objektwissen, kann nie mit sich selbst identisch sein. 

3.5 Zusammenfassung
Diese vier Aspekte können nicht ganz voneinander getrennt werden. Sie überschneiden sich ebenso lebendig, wie dies eine dynamische Situation tut. In sich enthalten sie ebendieselbe Überkomplexität wie die Situation, daher entsteht ihr Trainings- und nicht Unterrichtscharakter. Training ist der Umgang mit realistischem Chaos. Unterricht gibt vor, eine Ordnung gefunden zu haben. Unterricht bietet sinnvollerweise Ordnung an. Die Realität aber ist chaotisch. Unterricht muß sich als hypothetische Realität selbst vorstellen. 



4. Ziele und Nutzen

4.1 Humanität
Oben wurden die theoretische und die praktische Ebene der SD unterschieden (vg. 1.3) Auf beiden Ebenen will SD der Humanisierung dieser Welt förderlich sein. Sie kommt damit in die Auseinandersetzung um die Zielbestimmung auf großer Ebene hinein: Ökologie oder Humanität. Steht der Mensch im Mittelpunkt der Welt oder nicht? Nach meiner Meinung und Überzeugung steht er dort und nicht woanders. Zumindest sollte er dort stehen. Sollte heute wirklich ein neues Zeitalter sich anbrechend herauskämpfen ("New Age"), dann gilt der Kampf dem Sieg der Menschheit als dem Zentrum der Welt.  

4.2 Effektivität
Arbeit kann verstanden werden als Lohnarbeit, als etwas, wofür man Gehalt bezieht. In dieser verkürzten Form ist sie aber nicht der eigentliche Zentralbegriff der bürgerlichen Gesellschaft; er wird daher hier auch nicht so verstanden. Arbeit als Zentralbegriff der Gesellschaft, in der wir noch leben, meint vielmehr in einem umfassenderen Sinn alles, was umgestaltet. Es geht dem modernen Menschen um Umgestaltung - das ist der Begriff der Arbeit, der hier vertreten wird. Arbeit ist nicht nur Gesellschafts-, sondern in unserer Gesellschaft auch Existenzmitte des Menschen. Arbeit muß effektiv sein, soll sie nicht ihren eigenen Begriff verlieren. Wir leben in einer Krise der Arbeitsgesellschaft in diesem umfassenderen Sinne. Die empirische Arbeitlosigkeit ist nur eine der Spitzen des Eisberges. Wir leben vielleicht am Ende dieser Form der Arbeitsgesellschaft. Freie Zeit könnte demnächst in den Mittelpunkt rücken, aber sie wird neu gefüllt werden. Der verbleibende Rest an Arbeitszeit muß dennoch weiterhin effektiv genutzt werden. Hierzu will SD beitragen Und damit das erste Ziel: Humanität nicht aus den Augen verlieren, sondern erfüllen. 

4.3 Alternativität
Inhuman und ineffektiv sind in zunehmendem Maße menschliche Routinen. Der Begriff der Alternativität wird immer wichtiger. Alternativ ist das Durchbrechen der Routinen, die sich immer wieder einstellen. Es bedeutet nicht, immer wieder etwas anderes zu tun. Hierzu will SD beitragen. 

4.4 Dialogik
Es gibt derzeit keine Mono-Logik. Es gibt aber auch keine Dia-Logik, sondern nur Möchtegern-Monologisierer. Hier will SD intervenieren und Dialoge stiften, zum Dialog qualifizieren. 

4.5 Informationsgesellschaft?
Erreichen wir einen nachindustriellen Standard, und alles sieht danach aus, erreichen wir also die Informationsgesellschaft, so will SD dort ihre Rolle spielen. Der nachindustrielle Bereich ist derjenige, der keine oder weniger herkömmliche Routinen gebrauchen kann. Hier steckt eine Gefahr, die bisher noch zu wenig diskutiert wurde: die Gefahren heißen Zerfall eines konsistenten Wirklichkeitsbegriffs, Verschwinden der Kritik sowie des Zusammenhangs zwischen Signifikans (Ausdrucks- oder Laut-Seite) und Signifikatum (Bedeutungs-Seite) und Entstehen völlig unverbindlicher Sinnstrukturen und in sich drehender Symbolwelten, die zu dem, was wir heute noch Realität nennen, keinen Bezug mehr zu haben gezwungen werden. Es kann sein, daß gemeinsame Praxis unmöglich werden wird. 



5. Ausblick und Weiterentwicklung

5.1 Praktische Handlungsforschung
In Ausbildungsgängen (Supervisoren-Ausbildung, Organisationsberaterausbildung), Langzeitgruppen und Wochentrainings sind Formen der qualifizierenden Handlungsforschung organisiert, die zur Weiterentwicklung und Erfahrungssammlung mit diesem Ansatz führen sollen. Dazu gehört die weitgehende Selbstorganisation der Gruppen. 

5.2 Theoretische Arbeit
Früchte dieser Handlungsforschungen und der theoretischen Arbeit sollen in meinem Beitrag über "Situationsdynamik - Grundlagen eines agogischen Modells" weiter verarbeitet werden. Perspektiven hierüber hinaus sind die Auseinandersetzungen zwischen Situation und Struktur: was ist die Umwelt der Situation? Im hermeneutischen Verständnis steht die Situation im Horizont der Institution, die einzelnen situativen Aspekte stehen im Horizont der Situation. 

5.3 Existentielle Orientierung
Für manche aus unserem Freundes- und Kollegenkreis bedeuten alle diese Stichworte und Konzepte Möglichkeiten der existentiellen Orientierung. Man kann sein Leben messen an solch einer Arbeit. Bei Entscheidungen kann man deren Wahrheit prüfen.  

5.4 Organisatorisches Dach
Als organisatorisches Dach dieser Arbeit ist im Oktober 1985 die "Deutsche Gesellschaft für Situationsdynamik" gegründet worden (DGSD e.V.). Sie bietet sich an als Anlaufstelle für Kontakte, Informationen und Mitarbeit. Sie ist die Planungsinstanz der Entwicklung weiterer Schritte. Sie hütet die Ergebnisse der Arbeit.  

5.5 Außenwirkung
Wir hoffen, mit unserem Modell und unserer Praxis nicht nur uns selbst und unsere Kursteilnehmer und Klienten zu erreichen. Wir möchten als Anreger, Fragesteller und Kritiker auch darüber hinaus zur Verfügung stehen. Offensiv wollen wir Anfragen stellen an alle inhumanen, totalitären und uneffektiven Tendenzen und Institutionen: an die oben so genannten "Möchtegernmonologisierer". Tödlich wäre für uns, würden wir uns unsere konkrete Utopie abkaufen lassen.


aus: "Vorläufige Texte", S. 2 ff., Münster, 1987
Erläuterung: Bitte berücksichtigen Sie, dass es sich hier um eine frühe Formulierung der SD-Idee handelt, die hier als zeitgeschichtliche Grundlage zur Verfügung gestellt wird!
Aktuellere Aussagen des Autors zur Situationsdynamik finden Sie in den Interviews mit H. Euschen im Sach- und Intentionalen Aspekt.
 

Herbert Euschen, Lehr-Trainer (SD), Lehr-Supervisor (SD) und Organisationsberater (SD)