wir die töchter wollen wieder gut machen
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wir guten töchter wollen euch trösten
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wir wollen versprechen einhalten vernünftig sein
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doch wir wissen nie was recht ist wems recht ist
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wir machens allen rechts und links ducken uns geschmeidig
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verbergen unsere hände linkisch zu keinem schuß bereit
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wir trauen uns nicht die hände hoch in die luft
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wunderkerzen anzünden jubeln und jauchzen lichterketten jagen uns schauer über den rücken
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wir hassen nicht selbst euch nicht vater mutter
wir hassen höchstens uns und verstehen immer noch
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warum wir solchen hunger hatten warum wir so alleine waren warum läuse und krätze uns plagten warum wir alles fraßen
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wir töchter lesen eure alten briefe nicht und schauen verstohlen
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mit angehaltenem atem auf die alten photos vater in uniform großvater in uniform
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ob er nun doch vielleicht er muß es doch gewußt haben sieht mans ihm an
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wir zerfließen in mitleid vor den müttern aller generationen
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töchter von jammertalweibern gebückt gebuckelt die schmerzhafte madonna
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dennoch aus allem was machen das beste aus luft und dreck
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ein essen ein stübchen ein jäckchen röckchen ein Kindchen
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wir haben nichts kein heim weh wehwehchen
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rache kennen wir nicht wir können keine steine werfen unsere eltern waren schuld
das gott erbarm sie wußten ja nicht sie konnten doch nicht sie dachten doch nur
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wie ihre väter wie ihre mütter wie im ersten weltkrieg wie im zweiten weltkrieg
verführte analphabeten fromm und gehorsam bis zum tode
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wir töchter sind nur mal dazwischen gerutscht der dritte weltkrieg
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wir hüpfen in die lebenslust und träumen davon stirbt man
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wir halten keinen mann fest schon schreiben wir ihn ab
briefe feldpostlagernd wir töchter erwarten keine antwort
bis ein fremder wiederkommt lassen uns die fehlgeburt zeugen
wir töchter mütter suchen schutzbunker schnuppern brandgeruch
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wir töchter der kriege des faschismus wir sind nicht davongekommen
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in welche reihe können wir uns stellen neben wen daß uns eine hand
zu euch opfer und kinder der opfer trauen wir uns nicht wir können doch nur
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schamvoll schluchzen unsere väter mütter haben doch sowenig geweint
wir tragen trauermäntel mit dem roten innenfutter der wut
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stumm sind wir die hände auf dem rücken winden wir totenkränze
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es ist an der zeit töchter uns zu beweinen
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ach würdet ihr denn mitweinen können
um morgen mit rotgeweinten augen tränensäcken salzspuren auf den wunden
damit sie nicht zuheilen vor der zeit aber
aufrecht gehen und stehen deutlich und laut mit voller stimme nicht ohne ein bißchen ironie
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wir die töchter wissen bescheid hört auf uns töchter
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ug8/93 |
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